Selbstbestimmt sterben? Suizidbeihilfe und Autonomie
In der Debatte um Suizidbeihilfe ist das Recht auf Selbstbestimmung weitgehend anerkannt. Umstritten ist jedoch, unter welchen Bedingungen die Entscheidung einer Person, ihrem Leben mit Hilfe anderer Personen ein Ende zu setzen, als autonom gelten kann. Das Projekt soll klären, welche Bedingungen sinnvoll in einen Zusammenhang mit Autonomie gebracht und wie sie spezifiziert werden können.
Projektbeschrieb (abgeschlossenes Forschungsprojekt)
Im Verlauf der intensiv geführten Debatte um eine restriktivere Regulierung der Suizidbeihilfe in der Schweiz wurde dem Recht auf Autonomie von allen Seiten ein hoher Stellenwert beigemessen. Dabei wurde allerdings deutlich, dass grosse Unklarheit und Uneinigkeit hinsichtlich der Bedingungen bestehen, die eine Person erfüllen muss, damit die Entscheidung für Suizidbeihilfe als autonom gilt. So haben sowohl Befürworter als auch Gegner einer restriktiveren Regulierung ihre Positionen mit der Autonomie von Personen begründet.
Ziel
Das Projekt soll klären, welche der in der Debatte vorgeschlagenen Bedingungen sinnvoll in einen Zusammenhang mit Autonomie gebracht und wie diese Bedingungen spezifiziert werden können. In der Auseinandersetzung mit den philosophischen, juristischen, psychologischen und öffentlichen Debatten sollen dabei zwei Arbeitshypothesen überprüft werden. Erstens: Ein anspruchsvoller Begriff der Autonomie, mit dem sich Beschränkungen der Suizidbeihilfe begründen liessen, kann im liberalen Kontext nicht verteidigt werden. Zweitens: Einige der vorgebrachten Bedingungen können auf andere, von Autonomie unterschiedene Werte wie z.B. Wohlergehen, Lebensschutz oder Menschenwürde zurückgeführt werden. Sie sollten daher nicht in die Bestimmung der Bedingungen für Autonomie einfliessen.
Bedeutung
Eine Klärung der Bedingungen von Autonomie ist nicht nur für akademische Debatten, sondern auch für die politische und öffentliche Diskussion um eine Regulierung der Suizidbeihilfe unverzichtbar. Durch die Bestimmung eines Begriffs der Autonomie eröffnet das Projekt eine wichtige Perspektive auf die gegenwärtige Debatte: Wenn sich mit Autonomie kaum Einschränkungen begründen lassen (z.B. für gesunde Personen mit einem Sterbewunsch), welcher Stellenwert sollte dann dem Prinzip des Respekts vor der Autonomie beigemessen werden? Sollten für die Frage nach einer Regulierung möglicherweise auch andere, von Autonomie verschiedene Werte wie z.B. Wohlergehen, Lebensschutz oder Menschenwürde stärker berücksichtigt werden?
Originaltitel
Working and supporting a dying relative: reconciling employment and palliative care in 'end of life' situations