Entscheidungen am Lebensende extrem Frühgeborener in der Schweiz
Am Lebensende extrem frühgeborener Kinder wird häufig über den Einsatz oder Abbruch lebenserhaltender Massnahmen entschieden. Dieses Projekt untersucht, welche Faktoren bei solchen Entscheiden berücksichtigt werden und welche Unterschiede zwischen den Perinatalzentren bestehen.
Projektbeschrieb (abgeschlossenes Forschungsprojekt)
Jährlich kommen in der Schweiz rund 200 bis 250 extrem Frühgeborene nach einer Schwangerschaftsdauer von weniger als 28 Wochen zur Welt. Viele dieser Patienten versterben bereits im Gebärsaal (ca. 20 Prozent) oder später auf der Neugeborenen-Intensivstation (ca. 25 Prozent). Im Zusammenhang mit diesen Todesfällen wird diskutiert, ob der Einsatz lebenserhaltender Massnahmen sinnvoll ist oder ob eine palliative Betreuung im Gebärsaal oder auf der Intensivstation vorzuziehen wäre. Retrospektive Untersuchungen lassen vermuten, dass relevante Faktoren für diese Entscheidungen an den Perinatalzentren der Schweiz unterschiedlich gewichtet werden. Zentrumsspezifische Merkmale haben wahrscheinlich einen erheblichen Einfluss auf die Überlebenschancen extrem Frühgeborener.
Ziel
Mit diesem Projekt will das Forschungsteam analysieren, wie Entscheidungen am Lebensende extrem Frühgeborener getroffen werden. Über einen Zeitraum von zwei Jahren werden alle Todesfälle extrem Frühgeborener in der Schweiz erfasst. Neben demographischen Daten – einschliesslich Identifikation des Perinatalzentrums, an welchem die Betreuung erfolgt – werden die physiologische Stabilität der Patienten und das Ausmass der angewendeten intensivmedizinischen Massnahmen erfasst. Zusätzlich sammelt das Team Informationen darüber, wie Entscheidungen zum Verzicht auf intensivmedizinische Massnahmen oder über deren Abbruch getroffen werden und welche Rolle dabei den Eltern der betroffenen Frühgeborenen zukommt.
Bedeutung
In der Schweiz existieren zwischen den neun Perinatalzentren erhebliche Unterschiede in den Überlebensraten extrem Frühgeborener. Es ist wichtig, die Gründe für diese Unterschiede besser zu verstehen, um daraus Massnahmen zur Qualitätsverbesserung ableiten zu können. Entscheidungen über den Einsatz lebenserhaltender Massnahmen bei extrem Frühgeborenen müssen primär anerkannte ethische Grundprinzipien berücksichtigen und bezüglich prognostischer Überlegungen möglichst evidenzbasiert sein. Der Ort der Betreuung sollte bei diesen Entscheidungen eine untergeordnete Rolle spielen.
Originaltitel
End-of-life decision-making in extremely low birth weight infants in Switzerland